Die Föderalagentur für Nuklearkontrolle (FANK) gibt grünes Licht für das Wiederanfahren des Kernreaktors Tihange 3. Nach einer gründlichen Analyse kamen die FANK und ihre technische Tochtergesellschaft Bel V zu dem Schluss, dass der Reaktor die Bedingungen für einen sicheren Neustart erfüllt. Tihange 3 wird in den kommenden Tagen nach dem Zeitplan des Betreibers Electrabel wieder angefahren.
Das Wiederanfahren folgt auf eine Wartungsphase, die Teil der Vorbereitungen für den Weiterbetrieb von Tihange 3 bis 2035 war. Diese Verlängerung erfolgte nach einer politischen Entscheidung, vom geplanten Ausstieg aus der Kernenergie abzuweichen, um der Sorge um die Energieversorgung unseres Landes Rechnung zu tragen.
Aktionsplan für mehr Sicherheit
Electrabel musste ein umfassendes Dossier für den langfristigen Betrieb (Long Term Operation - LTO) vorlegen, das Sicherheitsstudien und einen Aktionsplan zur weiteren Erhöhung der Sicherheit der jüngsten Reaktoren vor dem Weiterbetrieb enthält. Dieses Dossier wurde im Dezember 2024 sowohl für Doel 4 als auch für Tihange 3 vorgelegt. In den vergangenen Jahren hatten bereits intensive Konsultationen zwischen der FANK und Electrabel stattgefunden, so dass der vorgeschlagene Aktionsplan bereits weitgehend den Erwartungen der FANK entsprach.
Die FANK hat in der ersten Jahreshälfte 2025 eine gründliche Analyse der LTO-Akten für Tihange 3 und Doel 4 vorgenommen und Electrabel im Juni die Ergebnisse übermittelt. Dabei forderte die FANC einige zusätzliche Anpassungen des Aktionsplans, darunter zusätzliche Studien, die Klärung bestimmter Aktionspunkte und die beschleunigte Durchführung einiger geplanter Maßnahmen. Für Tihange 3 wurde der Aktionsplan inzwischen fertiggestellt und auf diese Weise genehmigt.
Umsetzung des Aktionsplans für Tihange 3
Tihange 3 wurde am 5. April 2025 für eine so genannte „LTO-Überholung“ abgeschaltet, eine umfassende Überwachungs- und Wartungsphase, die den sicheren Langzeitbetrieb des Reaktors gewährleisten soll. Während dieser Überholung wurde ein Teil des Aktionsplans bereits umgesetzt (z. B. Tests, Inspektionen und der vorbeugende Austausch veralteter Komponenten).
Die FANK und Bel V haben diese Arbeiten überwacht und sich vergewissert, dass der Reaktor die Anforderungen an die nukleare Sicherheit erfüllt. Nach einer positiven Bewertung erteilte die FANK gestern die Genehmigung für das Wiederanfahren. Die verbleibenden Maßnahmen des Aktionsplans werden innerhalb von drei Jahren, spätestens jedoch im September 2028, abgeschlossen sein. Die FANK und Bel V werden die Umsetzung weiterhin genau überwachen.
Status von Doel 4
Auch der Kernreaktor Doel 4 wird derzeit für den Weiterbetrieb vorbereitet. Der Reaktor wurde am 30. Juni 2025 für seine LTO-Überholung abgeschaltet. Wie bei Tihange 3 setzt ein Wiederanfahren die Genehmigung des Aktionsplans und eine positive Bewertung der durchgeführten Maßnahmen voraus. Die Wiederinbetriebnahme von Doel 4 ist bis spätestens 1. November 2025 geplant.
Mögliche weitere Verlängerung nach 2035
Die FANK weist darauf hin, dass die Vorbereitungen für den weiteren Betrieb aufgrund der späten politischen Entscheidungen unter großem Zeitdruck erfolgten. Ein solcher Zeitdruck stellt ein Risiko für die optimale Vorbereitung der kerntechnischen Anlagen dar.
Die FANK fordert daher, in dieser Legislaturperiode Klarheit über eine mögliche Verlängerung des Betriebs von Doel 4 und Tihange 3 über das Jahr 2035 hinaus zu schaffen. So können die notwendigen Sicherheitsanalysen und Vorbereitungsschritte rechtzeitig in Angriff genommen werden.