August 2008: unbeabsichtigte Freisetzung von radioaktivem Jod
Das Institut für Radioelemente (IRE) ist eine kerntechnische Einrichtung. Seine Haupttätigkeit ist die Herstellung von Radioisotopen für den medizinischen Bereich. Die Produktionstätigkeiten betreffen die Gewinnung von Spaltprodukten aus Urantargets sowie die Reinigung, die Verpackung und den Vertrieb dieser Produkte.
Diese Urantargets werden jedoch nicht am IRE-Standort selbst bestrahlt: Es gibt nämlich in dieser Einrichtung keinen Kernreaktor.
Ursprung des Störfalls
Der Störfall im August 2008 am IRE hatte seinen Ursprung in der fehlerhaften Übertragung flüssiger radioaktiver Ableitungen zwischen Lagertanks. Das Gemisch aus flüssigen Abfällen verursachte eine oder mehrere chemische Reaktionen, die eine Freisetzung von radioaktivem Jod in die Atmosphäre durch den Schornstein des Standorts verursachten.
Am 25. August wurde die FANK vom IRE über eine abnormale Zunahme des radioaktiven Jods in den freigesetzten gasförmigen Ableitungen informiert. Tatsächlich ist der Betreiber gesetzlich verpflichtet, die zuständige Behörde zu benachrichtigen.
Am folgenden Tag schickte die FANK drei ihrer Experten und einen unabhängigen Lüftungsexperten an den Standort. Die Agentur beschloss sofort, die Einrichtung vorsorglich zu schließen. Sie verfolgte die notwendigen Arbeiten zur Nachbesserung der Systeme und führte die erforderlichen Untersuchungen vor Ort durch, um die genaue Ursache des Störfalls zu ermitteln. Zur Überwachung des Gebiets und der Freisetzung radioaktiver Stoffe setzte die FANK am Standort vier mobile Stationen für die Radioaktivitätsmessung ein. Sie nahm ebenfalls Pflanzen-, Erd- und Wasserproben.
Am 28. August beschloss die Agentur, vorsorglich die Anwendung des nuklearen und radiologischen Noteinsatzplans auszulösen. Der Bevölkerung der Gemeinden von Fleurus (Fleurus, Wanfercée-Baulet, Keumiée) wurde empfohlen, kein Obst und Blattgemüse aus dem eigenen Garten mehr zu konsumieren und kein Regenwasser zu verwenden. Auch vom Konsum frischer Milchprodukte aus der Umgebung wurde abgeraten.
Dieser Störfall hatte keine wesentlichen Folgen für die Bevölkerung, da die radioaktive Strahlenbelastung sehr gering war. Die der INES-Bewertung zugrunde liegende Dosisschätzung bezieht sich auf eine hypothetische Person, die sich in Windrichtung permanent am Zaun des Standorts aufgehalten hätte. Diese Art von theoretischem Ansatz wird regelmäßig verwendet, um die Größenordnung der Dosen zu bestimmen, die die benachbarte Bevölkerung im Falle eines Störfalls oder Unfalls aufnimmt. Diese Berechnung enthält erhebliche Sicherheitsmargen. Das erhaltene Ergebnis entsprach nur einem Bruchteil der Dosis, ab der Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung, wie die Einnahme von Jodtabletten, angewendet werden müssen. Dies bedeutet, dass das Risiko selbst für die unmittelbar am Standort lebende Bevölkerung sehr begrenzt war.
Störfall der INES-Stufe 3
Dieses Ereignis wurde in Stufe 3 der INES-Skala eingestuft. Dies bedeutet, dass das Ereignis als „ernster Störfall“ klassifiziert wird. INES 3 erklärt sich dadurch, dass es außerhalb der Anlage radioaktive Freisetzungen gab, auch wenn diese gering waren. Ab Stufe 4 spricht man von einem Unfall.
Neustart mit Auflagen
Die FANK hat dem IRE im Hinblick auf die Wiederinbetriebnahme seiner Einrichtungen eine Reihe von Auflagen gemacht. Um diese Auflagen zu erfüllen, hat das Unternehmen kurz- und langfristige Maßnahmen festgelegt. Die kurzfristigen Maßnahmen sollten eine sichere Wiederinbetriebnahme gewährleisten.
- Ein Teil des Filtersystems wurde durch zusätzliche Filter verstärkt. Das IRE installierte ein neues System für die Erfassung von Freisetzungen, das das bereits in Betrieb befindliche Hauptsystem und das Sekundärsystem ergänzt. An den Alarmsystemen wurden Verbesserungen vorgenommen, einhergehend mit neuen Meldeverfahren für den Alarmfall. Der Transferprozess zu den Tanks, die die Ableitungen aufnehmen, wurde geändert.
Nach der Durchführung der Maßnahmen durch das IRE wurden diese von der FANK und Bel V bewertet und validiert. Nach mehreren Inspektionen vor Ort und nach Prüfung der durchgeführten Änderungen und Sicherheitsstudien wurde die Genehmigung am 3. November 2008 erteilt.
- Das IRE musste auch langfristige Verbesserungsmaßnahmen umsetzen. Die Zusage der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates des Unternehmens, die zur Durchführung dieser Maßnahmen erforderlichen Mittel freizugeben, war Bestandteil der Zustimmung der FANK für die Wiederinbetriebnahme der Produktion. Es handelte sich dabei zum Beispiel um die Verbesserung bestimmter Elemente der Produktionsanlagen und -prozesse, die Optimierung des Dienstes für Anlagensicherheit und die die Verbesserung der Fortbildung der Mitarbeiter, um dem Unternehmen ein hohes Maß an Fachwissen und Sicherheitskultur zu garantieren, sowie um die Organisation von regelmäßigen Audits und externen Überprüfungen.